Schwimmer N°. 17 - Hommage à Baden-Baden
Klappmeter
Libelle für einen Verkehrskreisel bein Annweiler
Engel
Landschaftsfahnen
Femme Vitale
Portrait N° 7
Jahrmarktsbrunnen Offenbach
Ohne Titel
Löwenskulptur im Atriumhof der Rennbuckelschule in Karlsruhe
Begehbare Löwenskulptur im Atriumhof der Rennbuckelschule in Karlsruhe

Kunst im öffentlichen Raum

Ist Kunst im öffentlichen Raum ein Widerspruch in sich? Wird der Anspruch von Kunst, autonom zu sein, nicht ad absurdum geführt, wenn sie ihre gesellschaftliche Zweck- und Funktionsfreiheit in den Dienst von Ingenieuren urbaner Räume stellt, so dass sie dabei ihre Seele verkauft? Wird nicht die faustisch anmutende ästhetische Funktion von Kunst  (will sagen: „was die Welt im Innersten zusammenhält“) den Teufeln des Technokratischen und Funktionalen ausgeliefert, wenn Institutionen Kunst als Auftragsarbeiten einfordern und sogleich bezahlen?

Die in solchen Fragen anklingende Skepsis gegenüber Kunst im Öffentlichen Raum ist nicht neu und zutiefst einem Begriff von Kunst und Ästhetik verhaftet, wie er philosophisch im Deutschen Idealismus formuliert wurde. Wer aber einseitig an einem solchen Autonomieverständnis von Kunst festhält, verabsolutiert im gleichen Atemzug die Subjektivität des Künstlers,  transzendiert den privaten Raum künstlerischen Schaffens und positioniert den Künstler in einem Außerhalb von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und somit auch von Kultur.

Doch solch ein Kunstverständnis ist der Gefahr ausgesetzt, an seinem eigenen Anspruch zugrunde zu gehen:  Die Forderung nach Zweck- und Funktionsfreiheit von Kunst kann letztlich zum Selbstzweck werden, so dass nur noch Autonomie um ihrer Autonomie Willen praktiziert wird. In einem solchen Stadium hätte Kunst sich dann selbst abgeschafft.

Eine solche Dialektik des Autonomen hat in den letzten Jahren dazu geführt, sich der Herausforderung zu stellen, außerkünstlerische Zwecke und Funktionen in den Prozess des Kunstschaffens zu integrieren. Mit anderen Worten: Kunst tritt in einen Dialog zum Gesellschaftlichen schlechthin, wobei von Anfang an es zu den Diskursregeln gehört, nicht instrumentalisiert zu werden.

Konkret heißt dies für die Arbeiten von Lehr & Wegmann, dass wir sie sich dem Verhältnis zwischen Skulptur und Ort stellen und aus dieser Auseinandersetzung heraus Antworten entwickeln, die nicht nur soziale und politische Zusammenhänge thematisieren, sondern zugleich auch historische und aktuelle Bezüge beinhalten. In diesem Sinne ist Kunst von Lehr & Wegmann immer standortbezogen und zugleich wertende Reflexion des jeweiligen öffentlichen Raums selbst.

Die Resonanz z.B. auf „Femme vitale“ zeigt, wie sehr es gelungen ist, die Wahrnehmung der Bewohner der Seniorenanlage – und nicht nur deren Wahrnehmung – im positiven Sinne zu „irritieren“ und gesprächsinitiierend zu wirken. Die Lebendigkeit der Leuchtskulptur und ihrer markanten Symbole zum Thema „Altern“ war für das Selbstverständnis vieler so unerwartet, dass die Begegnung mit der Skulptur zu einer vitalen Auseinandersetzung um das eigene Altern und die gesellschaftspolitische Bedeutung von Altsein führte.

Doch Kunst im Offentlichen Raum vermag auch kultur- und mediengeschichtliche Dimensionen von Orten und Institutionen aufzuzeigen. Wie schon bei der Arbeit „Klappmeter“, so rückt auch der Brunnen auf dem Schlossplatz vor dem Bayr. Schulmuseum in Ichenhausen die mediale Dimension unserer abendländischen Kultur in den Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit. Messen (Klappmeter), Schreiben/Lesen (Buch), Konstruieren (Zirkel) stehen stellvertretend für fundamentale mediale Kulturtechniken, ohne die Räume, Zeiten und Zeichen nicht denkbar wären. Ohne Medien keine Bildung, keine Weltbilder und keinen beherrschenden Zugriff auf Natur.    
 
Ein solch künstlerischer Ansatz kann die Möglichkeit eröffnen, eigene, prozessorientierte Antworten geben zu können, die als Kunstwerk für jedermann offensichtlich und im wahrsten Sinne des Wortes lesbar sind. So erlaubt Kunst im öffentlichen Raum einen neuen Begriff von Autonomie, der aus Freiheit und Notwendigkeit erwächst.


Dr. Frank Haase, Medienwissenschaftler

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